Heute gibt es mal keine Fotos von atemberaubenden Wasserfällen, endlosen Stränden oder klarem Wasser. Nein, heute möchte ich mal etwas ernsteres und persönlicheres ansprechen. Heimweh, Vermissen, Herzschmerz. Als ich mich dazu entschlossen habe, nach Neuseeland zu gehen, war an so etwas noch gar nicht zu denken. Dies war etwa Anfang 2015. Das Abenteuer lag noch in weiter Ferne und erstmal galt es noch das Abitur zu überstehen. So richtig war mir alles noch gar nicht bewusst und mein Kopf war voll von Funktionen, Literaturepochen, Englischvokabeln und Erkenntnistheorien. Doch als das Jahr immer weiter voran schritt, das Abitur bestanden war und der Sommer vor der Tür stand wurde es Ernst. Wann immer mir auch Neuseeland in den Sinn kam, bekam ich Gänsehaut und mein ganzer Körper kribbelte. ,,Wahnsinn, nur doch drei Monate'', dachte ich mir, irgendwann im Juni. Die Zeit ist nur so an mir vorbei geflogen. Ich nahm mir vor den Sommer zum Schönsten meines Lebens zu machen und wirklich jeden auch noch so kleinen Augenblick in den vollsten Zügen zu genießen. Zu diesem Zeitpunkt wurde mir täglich immer mehr bewusst, was ich alles zurücklassen werde. Familie, Freunde, aber auch Erinnerungen und Momente. All das musste jetzt eingefangen und so gut es ging, in mir verankert werden. Alle Dinge wurden intensiver erlebt und gelebt. Details brannten sich in mein Gedächtnis ein. Selbst die alltäglichsten Sachen wurden viel mehr geschätzt, da mir immer mehr klar wurde, dass sich vieles bald ändern wird. Das Rausgehen mit meinem Hund, Anziehen was man will (da man einen vollen Kleiderschrank vor sich hat), zu Freunden fahren oder auch der Kaffee am Morgen. Ja all dies sind Sachen, die für einen vollkommen verständlich, aber jetzt, in Neuseeland nicht mehr möglich sind. Mein Hund ist in Deutschland. Statt einem vollem Kleiderschrank (mit verschiedener Auswahl an Kleidung) habe ich einen Rucksack voller praktischer Kleidung. Zu den Freunden fährt man nicht mal eben 10 Minuten mit den Bus oder Auto, nein daraus sind jetzt 30h Flug geworden. Den Kaffee am Morgen gibt es oft nicht mehr, Coffeeshop wäre eine unnütze Ausgabe und in den meisten Hostels gibt es keinen. Aber nun zurück zum Sommer...dieser bestand aus Konzerten, Festivals, Parties, gemütlichen Abenden, Minipool auf dem Balkon und baden gehen. Ich möchte wirklich keinen einzigen Moment davon missen und denke immer wieder gern an diese tolle Zeit, voller Freiheit, zurück. Betrunken auf einem Kratfklubkonzert bei Rock im Park, um 4 Uhr morgens in Berlin an der Spree sitzen und über Gott und die Welt reden, oder Nächte auf dem Balkon unter schönem Sternenhimmel. Wirklich jede einzelene, noch so kleine Erinnerung an diese Zeit zaubert mir ein Lächeln ins Gesicht und gibt mir Kraft. Mit dem Ende des Sommers rückte auch mein Abflug immer näher. Knapp zwei Wochen, bevor es nach Neuseeland ging, feierte ich noch eine kleine Abschiedsparty. Und danke Leute, für den geilen Abend, ich bin froh und dankbar euch zu haben! Die letzten Tage in Deutschland wurden immer komischer. Kalt, grau undverregnet, richtige Abschiedsstimmung. Der Gedanke, sich von Leute für einige Monate zu verabschieden war einfach nur befremdlich und mich holte eins der seltsamsten Gefühle, die ich je erlebt habe ein. Letzte Sachen wurden gepackt und die Aufregung stieg und stieg und stieg. Die letzte Nacht im eigenen Bett stand bevor und ich war froh, nicht alleine sein zu müssen. Der Abschied am Bahnhof fiel mir härter, als gedacht aber die letzten Tränen waren nach ein paar Minuten Zugfahrt auch getrocknet. Von da an breitete sich nur noch Vorfreude in mir aus. Ich konnte es kaum noch erwarten endlich Fuß auf neuseeländischen Boden zu setzen. Nach 30h Flug war dies auch endlich möglich. Alles war neu und aufregend. An Heimweh war gar nicht zu denken. Die erste Woche war Aufregung pur, jeden Tag etwas neues. Neue Eindrücke, neues Ausprobieren, Reizüberflutung. Man fühlte sich eher wie in einem Urlaub, der nach zwei bis drei Wochen vorrüber ist und man danach wieder in vertrautes und gewohntes umfeld zurück geht. Doch mein Urlaub wird um einiges länger andauern. Doch dies realisierte man in den ersten Tage noch gar nicht. Man konnte nicht glauben, dass das alles wahr ist, was man sieht und das man hier die nächsten Monate leben wird. Irgendwie konnte man sich auch nicht vorstellen, dass man 18000km von den Liebsten getrennt ist und 11 Stunden Zeitverschiebung zwischen uns liegen. Ich stehe auf, wenn sie schlafen gehen und sie frühstücken, wenn ich mich bettfertig mache. Nach den ersten zwei Wochen begann man jedoch alles zu realisieren und irgendwie fehlt einem dann alles. Die rosarote Brille verschwand und die Realität holte mich ein. Das Treffen mit Freunden, das gemeinsame Sonntagsfrühstück mit den Eltern oder vom Hund geweckt zu werden. Einige von vielen Dingen, die mir fehlen. Ja, ich bekam etwas Heimweh und fragte mich immer wieder für einige, wenn auch nur kurze, Augenblicke, wie ich das denn nur die nächsten Monate ohne all diese kleinen Dinge aushalten sollte. Schaute täglich in mein Buch, welches ich von meinen Freunden zum Abschied bekommen habe und ließ viele Dinge vor meinem inneren Auge Revue passieren. Wie gern hätte ich meinen Hund in den Arm genommen, eine Schallplate eingelegt, die nächste Folge Supernatural eingeschalten oder ein weich gekochtes Ei zum Frühstück gegessen. Doch in diesen Momenten, in denen mich das Heimweh einholt, führe ich mir vor Augen, dass ich hier den Traum meines Leben lebe, dass die paar Monate hier wahnsinnig schnell vorrüber sein werden und mir auch irgendwann wie ein kurzer Wimpernschlag vorkommen. Zudem ändert sich in dieser Zeit, in der ich weg bin und die krassesten Dinge erlebe, zu Hause nur wenig. Ich gehe um ersten Pubcrawl meines Lebens, währen meine Eltern weiterhin zur Arbeit gehen. Wähend ich surfe, schläft mein Hund. Während ich am Wasserfall stehe machen sich meine Freunde für die Schule fertig. Und diese Gedanken helfen. Ich habe hier vermutlich die Zeit meines Lebens und die sollte ich mir durch nichts vermiesen lassen. Keine schlechten Gedanken, kein Heimweh und kein Traurig sein. Aber natürlich gehört auch ein wenig Vermissen dazu, es wäre ja wirklich traurig, wenn mir hier nichts fehlen würde und ich dies einfach nur so wegstecken würde. Genau wie meinen Sommer in Deutschland will ich hier auch jeden Moment so intensiv wie möglich wahrnehmen, genießen und verinnerlichen. Und ehe man sich versieht ist auch schon wieder ein Monat um.
Also auf eine schöne Zeit und wir sehen uns!
Lisa
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